Die steigende Nachfrage nach Second-Hand-Kleidung ist schon lange kein gut gehütetes Geheimnis mehr. Dabei spielt es keine Rolle, ob über die unteren Einkommensklassen gesprochen wird, die in der Vergangenheit darauf angewiesen waren, etwas aufzutragen, oder über die ehemalige herrschende Klasse Europas. Dort wurden Ballkleider sowie Alltagskleider weitergegeben, für andere angepasst oder sogar als Zahlungsmittel verwendet.
Erst durch den leichteren Zugang zu Stoffen und Kleidern von der Stange bekam Second-Hand-Mode ein negatives Image. Das Stigma, billig und abgenutzt zu sein, sowie altmodisch oder beschädigt zu sein, war häufig zutreffend.
In den letzten Jahren sind allerdings Flohmärkte und muffige kleine Läden Online-C2C-Plattformen gewichen. Es gibt typische C2C-Plattformen wie Ebay oder Vestiaire oder Concierge-Services, die auf Websites wie Rebelle angeboten werden und spezialisierte Re-seller für eine Marke oder ein Produkt.
Eine kontinuierlich wachsende Zahl von Fast-Fashion-Playern wie H&M, mit eignen Webseiten wie Sellpy, über Online-Händler wie Zalando mit integriertem Second-Hand Angebot, bis hin zu Luxusmarken die mit etablierten Plattformen kollaborieren wie Gucci lassen den Markt weiter wachsen.
Im Luxussegment geben die großen Namen dem Segment immer mehr Glaubwürdigkeit. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze, wie z. B. Isabel Marant, die einen Rückkaufservice anbieten, Gucci, die mit The RealReal zusammenarbeiten oder MiuMiu, die Stücke kaufen, die nichts mit ihrer Marke zu tun haben und ihnen ein Makeover geben.
Die hohe Nachfrage wird auch durch große Influencer und Celebrities angetrieben, die sich für seltene Archivstücke auf dem roten Teppich und Vintage-Taschen für den Alltag entscheiden. Doch ist das nur ein Element, dass das starke Wachstum möglich gemacht hat. Zunächst war es die Pandemie. Alle sind Zuhause geblieben und hatten Zeit ihre Schränke zu sortieren und haben das Potenzial erkannt, Platz zu schaffen und etwas zu Geld zu machen. Noch dazu konnte so Geld gespart und mit etwas Zeitaufwand online eine günstigere Version gefunden werden.
Im Anschluss an die Pandemie begann die nächste Krise, diesmal mit weniger Risiko für die eigene Gesundheit sondern die Bankkonten: eine Rezession und steigende Lebenshaltungskosten.
Auch hier greift das ungenutzten Potenzial im eigenen Schrank. Zuletzt ist natürlich auch die Nachhaltigkeit zu berücksichtigen – ein Thema das immer präsenter wird. Der Kauf von gebrauchter Kleidung reduziert den CO2-Fußabdruck des Käufers und Abfall. So sehen beim Thema Nachhaltigkeit viele gerade im Fast-Fashion-Segment den Second-Hand-Markt als adäquate Alternative. Noch dazu kann es Konsumenten dazu inspirieren, tatsächlich weniger zu kaufen, wenn der eigene Schrank regelmäßig sortiert wird und man so genau weiß, was eigentlich da ist.
Im Internet werden viele Stimmen laut, dass die Qualität von Fast Fashion immer mehr abnimmt – was durchaus Sinn ergibt. Da sich etablierte Unternehmen wie H&M oder C&A gegen immer mehr, schnellere und günstigere Wettbewerber wie z.B. Shein durchsetzen müssen, sind Preiserhöhungen in diesem Segment selten und werden kaum mit Loyalität von Kundenseite belohnt. Aus diesem Grund ist die einzige Möglichkeit, Profite weiter wachsen zu lassen, die Produktionskosten und damit zwangsläufig die Qualität zu senken. Ein Lichtblick ist, dass durch Fast-Fashion Unternehmen die auf den Second-Hand Markt drängen, verkaufte Produkte länger haltbar werden müssen. Dabei geht es nicht nur um die Kundenbindung sondern auch das Markenimage, dass ja stets mit irgendeiner Form von gut und günstig beworben wird. Durch Kunden, die beim Kauf zunehmend direkt den Wiederverkauf eines Artikels berechnen, wird die Nachfrage nach höherwertigen Artikeln in Zukunft steigen.
Obwohl der Markt Das Geschäftsfeld, das in den letzten Jahren stark gewachsen ist, gibt es noch viel Potenzial her für den einen Markt, der im Moment nur 3 – 5 % ausmacht (obwohl er sich seit 2020 verdreifacht hat). Zum Vergleich ein Blick in die Vergangenheit: Zwischen 2016 und 2021 wuchs der allgemeine Second-Hand-Markt bereits um 109,4 %, während der der Premiumprodukte von 2017 bis 2021 ein Wachstum um circa 65 % verzeichnen konnten.
So erreichen Verbraucher im Jahr 2023 einen Anteil von 27 % an Second-Hand-Stücken in ihren Schränken. Mit einem Blick in die Zukunft lässt sich ersehen, dass der Second-Hand-Markt bis 2029 auf etwa 80 Milliarden $ angewachsen sein soll und damit den doppelten Wert von Fast Fashion erreicht. Andere, etwas konservativere Schätzungen, sagen, dass er nur 44 Milliarden $ erreichen und den Fast-Fashion-Markt um 1 Milliarde $ übertreffen wird. Damit das passieren kann, muss auch das bisher ungenutzte Potential ausgeschöpft werden. So haben etwa 30 % der Nichtverkäufer zwar Stücke, die sie verkaufen könnten, haben aber bisher keine Zeit dafür gefunden. Wenn Du dich hier siehst, kannst du dich gerne an uns wenden.
Werfen wir einen genaueren Blick auf die beiden größten Kundengruppen von Second-Hand-Stücken: Gen Z und Millneials.
Diese Generationen haben keine Vorurteile mehr gegenüber einer zweiten Verwendung und geben ihr verfügbares Einkommen gerne aus. Beispielsweise haben 31 % der Luxuskäufer der Generation Z bereits Pre-loved eingekauft, während es bei den Millenials nur 27 % sind. Auf der Verkäuferseite ist Gen Z mit 44 % sogar noch stärker, während Millenials nur 37 % erreichen.
Aber – was sind die Gründe die Kunden weiterhin bewegen werden? Zuerst einmal ist es die Produktknappheit mit der Kunden heute häufig konfrontiert sind – sei es eine limited Edition oder einfach nur, dass man ein Produkt verpasst hat. Zweitens: es gibt immer mehr Neuauflagen von Produkten, wie z.B. die Gucci Jackie.
Direkt darauf aufbauend sind Dupes oder ähnliche Produkte. So ist YSL´s Mombasa Handtasche eine adäquate Alternative zu Bottega Veneta´s Sardine. Damit kann ein Kunde natürlich auch immer etwas an Geld sparen. Drittens gibt es immer mehr Celebrities, die auf dem Second Hand Markt einkaufen, sei es weil sie das Nachhaltigkeits Image schätzen oder wie Kim Kardashian, die immer eine Kontroverse sucht und damit sogar ikonische Vintage Stücke zerstört oder verändert. Viertens finden Kunden natürlich nicht nur ein breiteres Produktangebot sondern auch einzigartige Stücke, die niemand sonst haben kann. Und zuletzt, was insbesondere wohl für die Millenials interessant ist, können sie nun die Produkte kaufen, für die sie zu jung waren oder noch kein Geld hatten, als sie Anfang des Jahrtausends auf den Markt kamen.
Dafür haben wir in unserem neuesten Drop, einige seltene Vintage Stücke mit eher jungen Marken gemischt – mit allen Produkten die in den letzten Jahren möglicherweise verpasst wurden, nur für ein Event getragen worden sind oder durch einen anderen Grund auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind.