DROP 22 | FALLING FOR FALL

<tc>DROP 22 | EIN ZURÜCKHALTENDER HERBST</tc>

Langsam werden die Tage länger, die Abende kühler und ein Wechsel der Garderobe wird notwendig. Wie jedes Jahr kündigt das goldene Licht der kürzer werdenden Tage das Ende des hellen Sommers an und damit auch, neue Trends und eine Herbstgarderobe. Dieses Jahr stehen weniger Oxblood und Orangetöne im Fokus, sondern dunkle Schattierungen. Es scheint, als hätten mehrere globale Krisen die großen Designer beeinflusst und deren Moodboards dominiert.

So gibt es diesen Herbst wohl cleanere Pieces, die Elemente aus der klassischen Business-Garderobe übernehmen, 80s Powerdressing und dafür weniger romantischen Details. Die Ära des übermäßigen Glitzerns weicht klaren Linien, durchsichtigen Stoffen und dezenter Eleganz. Schwarz, mit seiner zeitlosen Anziehungskraft, erlebt ein Comeback in Form von Blazern, Mänteln und Kleidern.

 

Im Herbst 2023 dreht sich alles um gedämpfte Töne, wunderbar um elegante Raffinesse auszustrahlen. Schwarz, Marineblau und Brauntöne stehen im Mittelpunkt und vermitteln ein Gefühl von Zeitlosigkeit und Stabilität. Im Fokus stehen Vielseitigkeit und Cost-per-Wear. So werden die Schultern strukturierter und Saumlängen erreichen die Mitte der Oberschenkel. Diese Kleider können problemlos tagsüber und abends getragen werden, besonders passend dazu: schwarze Jacken und (lange) Mäntel. Hochwertige Stücke, die wie dafür gemacht sind von Mutter zu Tochter und Generation zu Generation weitergegeben zu werden. Der Vorteil an Basics: sie können problemlos mit auffälligen Accessoires kombiniert werden, um einen opulenten oder eleganten Look zu erzielen. Diese Accessoires können von Jahr zu Jahr ausgetauscht werden, während die schwarzen Staples weiterhin getragen werden.

Für diejenigen, die nicht auf Farbe verzichten wollen, gilt es das sommerliche Barbie-Pink gegen ein leuchtendes Rot zu ersetzen. Diese leuchtende Farbe verleiht jedem Look die nötige Souveränität und bildet einen starken Kontrast zu Schwarz.

Für alle, die noch an ihrer Sommerromanze festhalten verschiebt sich der Fokus. Fröhliche Blumenmuster in warmen Pastelltönen weichen den Winter Florals. Eine schwarze Basis wird mit kühlen Pastelltönen kombiniert, um einen femininen Look für kalte Tage zu erschaffen. Alternativ bietet sich hier zarte Spitze an, in Form von Kleidern, durchscheinenden Einsätzen oder verspielten Applikationen.

 

Aber Trends werden nicht willkürlich von Designern geschaffen und von Magazinen und Influencern beworben. Sie sind auch nicht nur zirkulär und daher berechenbar, wie das Comeback von Y2K nach etwa 20 Jahren, sondern werden auch von globalen Umständen beeinflusst.

Modetrends können nicht isoliert betrachtet werden, da sie oft das vorherrschende politische und globale Klima widerspiegeln. Die aktuellen globalen Krisen beeinflussen jede (Kauf-) Entscheidung. Trotz des momentanen globalen Wirtschaftswachstums hat die langsame Rezession Auswirkungen. Sie hat misstrauisch gemacht und eine Vorliebe für Investitionsstücke über flüchtige Modetrends ausgelöst. Auch macht sich weiterhin die Inflation bemerkbar und lässt viele zögern, steigende Preise zu akzeptieren und auf das schnelllebige Karussell des Trendzyklus aufzuspringen. Zusätzlich werfen geopolitische Spannungen einen großen Schatten. Die anhaltende Aggression Russlands in der Ukraine verleiht dem täglichen Leben in Europa eine gewisse Schwerere und Unruhe.

Zuletzt trägt der anhaltende Kampf gegen die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu den Unsicherheiten bei. Mit erneut steigenden Fallzahlen und einigen, die immer noch mit Langzeitfolgen von Covid kämpfen, sind die Erinnerungen an die Pandemie und ihre Auswirkungen noch zu frisch, um ignoriert zu werden.

 

In Zeiten der Widrigkeiten ist die Mode oft ein Spiegelbild der kollektiven Stimmung. So setzte die Finanzkrise 2008 dem selbstdarstellerischen Konsum und übermäßig mit Logos bedruckten T-Shirts ein jähes Ende. 2009 riefen Magazine dazu auf Fast Fashion mit Designer-Accessoires zu kombiniert, was den Stil der Zeit prägte.

Aber heute haben sich die Möglichkeiten und die Kundinnen verändert. Second-Hand-Mode ist eine nachhaltige und gesellschaftlich etablierte Alternative geworden, auch wenn wieder auf schlichte Eleganz statt auffälliger Logos gesetzt wird. Damals wurde es High-Low-Dressing genannt, heute geht es viral unter Namen wie "Costal-Grandma" oder "Oldy-Money-Aesthetic".

Dieses Jahr begegnen Trends dem Herbst mit stoischer Resilienz und eleganter Zurückhaltung. Gedeckte Farbe und vielseitige Basics zeigen sich langlebig und anpassungsfähig. So spiegelt der diesjährige Herbst den modischen Umgang mit den Unsicherheiten wieder und erinnern uns daran, dass Mode nicht nur Kleidung ist, sondern immer auch ein Ausdruck der Zeit. Egal ob mit dunkeln Tönen geschmackvolle Ensembles kreiert werden oder karminrot Statementpieces getragen werden – es sind Entscheidungen, die über die einfache Ästhetik hinausgehen. Sie sind ein Zeugnis der Fähigkeit, sich anzupassen, zu entwickeln und selbst inmitten von großen Herausforderungen Schönheit und einen eigenen Styl zu finden.