Die Diffsuion-Line hat oft einen schlechten Ruf – manche haben diesen verdient, andere jedoch weniger. Schauen wir uns die Idee der Diffusion-Line genauer an.
Vor allem in den frühen Nullerjahren und damit dem Höhepunkt des Materialismus, auffälliger Designs und großer Logos waren diese Linien beliebt. Aber das war nicht der Beginn der Secondary-Lines, wie wir sie heute kennen. Sie waren zuerst in den 70er Jahren und dann wieder in den 90er Jahren besonders populär und allgegenwärtig. Eine Zweitlinie einzuführen war the way to go, um einen neuen Markt zu erschließen, eine weitere Kundengruppe anzusprechen, aber auch um ein alternatives kreatives Ventil zu haben. Es konnte ein anderer Stil kreiert werden und nicht zuletzt war es möglich die Gewinne der Mutterkonzerne zu erhöhen und das Portfolio zu erweitern.
Diffusion-Lines nahmen ihren Ursprung in der Haute Couture. Die Marken wollten profitabler werden, kreierten Parfüms, gaben Lizenzen für kleine Accessoires wie zum Beispiel Sonnenbrillen aus, um später Diffusion Lines mit Kleidung zu starten. Als Beispiel: Die Ready-to-Wear-Linie von YSL – YSL Rive Gauche – ist zunächst als Diffusion-Line für das Couture-Geschäft an den Markt gegangen. Diese Kleidungsstücke waren einfachere Versionen der Runway-Designs und nicht nach Maß gefertigt.
Heute sind meist die Linien am erfolgreichsten, die einen anderen Stil als ihre Hauptlinie haben – aus einem einfachen Grund: Sie haben eine eigene Identität und geben den Kunden so etwas Authentisches. Die Gescheiterten schaffen meist nur eine verblichene Kopie der Hauptlinie und hinterlassen bei den Kunden einen bitteren Beigeschmack. Das Gefühl ein Kunde zweiter Klasse zu sein, qualitativ minderwertige Designs, Fertigungen und Modelle zu erwerben schreckt Konsumenten ab.
In den letzten zehn Jahren wurden viele, auch erfolgreiche, Diffusion-Lines beendet. Einige, weil sie das Image der Hauptlinie verwässert haben, andere haben zu viele Kunden der Hauptlinie kannibalisiert. Andere Linien wurden durch ein wachsendes Angebot an Fast Fashion obsolet – Kunden mussten nicht mehr vereinfachte Designs von hochpreisigen Nebenlinien kaufen, wenn Zara oder H&M Kopien der Laufstegstücke der Hauptlinien billiger anboten.
Abschließend bleibt, dass das Klügste ist, eine Vintage-Zweitlinie zu kaufen. Sie sind von höherer Qualität, sie wurden nicht nur zur Gewinnmaximierung angeboten, sondern waren meist von hoher Qualität. Bleiben wir beim Beispiel der YSL-Linien – denn in dieser können besonders gut parallelen zur Couture-Linie gesehen werden.